Dienstag, 26. April 2016

|Rezension| "The Invasion of the Tearling" von Erika Johansen

The Invasion of the Tearling | Erika Johansen | Bantam Press | Englisch | Paperback | ca. 10€ | Kaufen?
  
With each passing day, Kelsea Glynn is growing into her new responsibilities as Queen of the Tearling. By stopping the shipments of slaves to the neighboring kingdom of Mortmesne, she crossed the Red Queen, a brutal ruler whose power derives from dark magic, who is sending her fearsome army into the Tearling to take what is hers. And nothing can stop the invasion.

But as the Mort army draws ever closer, Kelsea develops a mysterious connection to a time before the Crossing, and she finds herself relying on a strange and possibly dangerous ally: a woman named Lily, fighting for her life in a world where being female can feel like a crime. The fate of the Tearling —and that of Kelsea’s own soul—may rest with Lily and her story, but Kelsea may not have enough time to find out. (Spoilergefahr! Zweiter Band! Wer die Inhaltsangabe lesen will, bitte markieren :) )

 
Wie gesagt, in letzter Zeit finde ich Halsey einfach großartig, und dieses Lied ist mal ganz anders vom Stil her, trotzdem ein absoluter Ohrwurm :D

 
Es gibt so Reihen, die leben fernab von Fangirlherzen und Hypestrudeln, entfernen sich von Vorfreudewäldern und liegen nicht auf den Pfaden, auf denen man wandert, wenn man seine Lieblingsreihen begutachtet. Es sind Reihen, die auf Abzweigungen liegen, die kleine Hütten in Wäldern des Mainstreams sind, die einen eine kleine Auszeit gönnen, etwas frisches, anderes bieten, Unterschlupf für einige Lesenächte, bevor man weiterzieht in seiner comfort zone, und sich von vorbestellten Reihenlieblingen über Neuanfänge weiterhangelt. So eine Reihe ist die Tearling Reihe. Ich würde sie nicht al eine meiner Lieblingsreihen bezeichnen, aber sie ist eine dieser Reihen, über die man sich freut, wann immer man ihr zufällig auf reisen begegnet, und mit der man gerne ein Abenteuer verbringt, bevor die gewohnte Reise weitergeht. 


Dieser Band ist der zweite Band der Tearling Reihe, in der es um die junge Kelsea geht, die den Thron eines gebrochenen Königreiches übernehmen soll, ein Königreich, das gleichzeitig aus Mittelalter und Dystopie, Magie und Technik erbaut zu seien scheint. Und in der Intrigen hinter jeder Ecke lauern. Dies ist unser zweites Abenteuer in Kelseas Welt. 
Ich muss sagen, häufig kommt es mir so vor, als wäre der zweite Band entweder nur eine aufgewärmte Brühe des ersten Teils, ein eher langatmiges Zwischenstück ohne wahre Handlung oder eine Vorbereitung auf den epischen dritten Teil, und daher oftmals eher weniger interessant, stellenweise sogar richtig langweilig. Bei der Tearling Reihe muss ich allerdings zugeben, dass ich den zweiten Teil nun besser fand als den ersten Teil, obwohl man schon merkt, dass es ein zwischenteil ist.


Denn dieses Buch macht es sich zur Aufgabe, uns mehr über die Welt, in der wir uns bewegen, zu erzählen. Es möchte uns die Charaktere, die uns umgeben, näher bringen und auch mal andere Personen zu Wort kommen lassen. Aber vor allem möchte uns dieses Buch mehr Hintergrundinfo geben, und die Welt und ihre Charaktere noch komplexer und durchdachter machen, als sie es eh schon sind. Das ist viele Vorteile, aber leider auch leider ein paar Dinge, die mich stören.


Was ich wunderbar fand, war, dass wir mehr über die Entstehung der Welt erfahren haben, dadurch, dass wir eine zweite, ebenso wichtige Protagonistin bekamen: Lily, eine junge Ehefrau aus der Zeit des Pre-Crossing, der Zeit, die vor unserer Tearlingwelt existierte, und nach der unseren angeordnet ist. Eine Welt, die einerseits in vielen Dingen anders ist, aber in der wir uns wiederfinden können, und die uns auf Probleme und Missstände hinweist. Denn auch in dieser Welt sind eine neue Welle Sexismus und Frauenunterdrückung, sowieso Rassismus ein Problem. Besonders der Fall der Frauenunterdrückung und –Diskriminierung kam hier gut zum Vorschein, da Lily sich selbst mit einem gewalttätigen Ehemann, täglichen Misshandlungen und den typischen Aufgaben einer Frau, die hier im Haushalt und Gebären liegen, konfrontiert sieht. Oft musste ich schwer schlucken oder konnte nur fassungslos auf das starren, was ich gerade gelesen hatte. Und obwohl Lilys Geschichte oftmals wie eine eigene wirkt, eine Story, die in einer dystopischen Schreckenswelt spielt, so wird doch auch die Verbindung zu Kelseas Welt deutlich. Und das in einer derart grandiosen Weise zu lösen finde ich einfach großartig von der Autorin.


Auch mochte ich es, wie in diesem Teil mehrere Nebencharaktere in den Vordergrund gerückt wurden, sodass es möglich war, ihrer Lebensgeschichte zu lauschen und sie besser kennenzulernen. Sei es Father Tyler, einen siebzigjährigen Priester mit einer unendlichen Liebe zu Bücher, der mehr als nur ein Kapitel selbst erzählen durfte, sei es Lazarus Mace, der endlich seine Lebensgeschichten teilen darf, wenn auch ungewollt, sei es Aisa, mein neuer Lieblingsnebencharakter, die kleine Höllenkatze. Und das sind nur wenige Beispiele, wir lernen außerdem noch die Red Queen besser kennen (irgendwie hätte ich gerne noch viel mehr von ihr gelesen, ich finde ihren Charakter großartig), Erfahren endlich etwas mehr über Pen und mein Highlight: William Tear. Manchmal schien es mir, als würde dieses Buch endlich die ganz großen Geschütze ausfahren, um unser Puzzle namens Tearling weiter zusammenzusetzen, und dabei sogar Lücken füllen, von denen ich nicht wusste, dass sie da waren. Ich bin begeistert darüber, wie tiefgründig und detailreich die Tearlingwelt nun scheint, komplex und trotzdem noch faszinierend, weil es immer noch Fragen gibt, die es zu entdecken gibt und neue Fragezeichen zu beantworten. 


Mir ist auch wieder aufgefallen, wie sehr mir einige Charaktere doch ans Herz gewachsen sind. Es war wieder schön, mehr von Kelsea zu lesen, da sie für mich einfach eine gute Protagonistin ist, die eine gute Mischung zwischen gut und intelligent, und impulsiv und jung ist. Sie ist eben unerfahren, manchmal etwas störrisch, aber trotzdem hat sie ein riesiges Herz. Sie macht Fehler und das ist auch gut so, und trotzdem wirkt sie nicht wie ein Tollpatsch, sondern einfach menschlich. Sie ist weit davon entfernt, perfekt oder langweilig zu sein, im Gegenteil: Ich entdecke immer wieder Seiten an Kelsea, die anders sind und neu, und die mich sie noch mehr mögen lassen. Auch in diesem Buch hat Kelsea wieder die Möglichkeit bekommen, neue Dinge zu lernen und zu erkunden und sich zu entwickeln, dabei lief nicht immer alles glatt, aber dafür glaubwürdig. Allerdings muss ich gestehen, das Kelsea ein kleines bisschen hintergründlich erschien, dadurch, dass so viele andere Charaktere die Möglichkeit bekommen haben, ihre Geschichte zu erzählen, und dadurch einfach weniger Platz für Kelsea war.


Und auch etwas anderes hat mir leider etwas gefehlt, und zwar Handlung. Das Buch ist ein Künstler der Vielfalt, und wir lernen viel über die Welt, über viele Charaktere, wir lernen Organe und Systeme der Welt kennen, Konflikte und die Welt des Pre-Crossings, wir können viele verschiedene Geschichten verfolgen, aber leider fehlt dadurch irgendwie die Handlung. Ich hatte das Gefühl, dass wir so sehr damit beschäftigt waren, Hintergrundwissen anzusammeln, dass wir irgendwo den roten Faden verloren hatten. Wir hatten kleine Handlungen mit Spannungsbogen, die sich aber im Buch selbst abschlossen und nicht wirklich zum Vorantreiben des Reihenplottes da waren. Dafür ist mir zu wenig in Tearling passiert, Kelsea hat zu wenig aktiv gehandelt, es wurde zu viel geredet und erklärt, was etwas positives ist, aber es hat mir die Spannung gefehlt, die Aktion, das Gefühl, in dem Buch nicht nur in Sachen Komplexität und Verständnis, sondern auch im Plot weitergekommen zu sein.
Trotzdem konnte das Buch vor allem zu Ende hin etwas an Spannung gewinnen, und gerade die letzten 100 Seiten habe ich wie im Flug gelesen, da hier die Autorin das Märchenbuch zugeklappt hat und uns mitgenommen hat auf eine wilde Reise, die spannend und interessant war. Und obwohl es auf den ersten Blick so scheint, als wäre die Reihe mit diesem Ende zufriedenstellen beendet, so kann ich es nicht erwarten, endlich Band 3 zu lesen und zu sehen, wie sich Tearling zu einem epischen Final aufbaut. 
Der zweite Band der Tearling Reihe ist in vielen Dingen anders als sein Vorgänger, was sowohl Glück als auch Fluch zugleich ist. Ich habe das Buch dafür geliebt, das es mich an die Hand genommen hat und mir seine Welt gezeigt und erklärt hat. Es mich mitgenommen in eine Zeit vor dem Crossing, um mir die Welt zu zeigen, wie sie damals war, es hat mich verschiedene Charakter besser oder neu kennenlernen lassen, um sie noch besser zu verstehen und zu mögen.  Es hat mich mit Wissen gefüllt, mit Faszination, und hat mich erkennen lassen, dass die Welt von Tearling so viel größer und komplexer ist, als ich dachte. Und ich habe es geliebt! Bis mir aufgefallen ist, das für dieses ruhige erzählen, für das informieren und die Perspektivenvielfalt auch viele Dinge, die ich am ersten Teil mochte, nicht mehr da waren. Mir hat zum einen Kelsea als die eine wahre Protagonistin gefehlt, insgesamt hätte sie wirklich ein paar Kapitel mehr verdient, um ihre Entwicklung zu vervollkommnen. Und mir hat die Handlung gefehlt, nicht die Handlung, die in diesem Buch in sich abgeschlossen wird, denn von der gab es mehr als genug, aber die Reiheninterne Handlung, die die Reihe weiterbringt. Dieses Buch wirkte irgendwie mehr wie eine Vorbereitung auf das epische Ende, welches ich hoffentlich im dritten Band bekomme, und war daher auch leider nicht rundum stimmig. Trotzdem hatte ich viel Freude beim Lesen und freue mich auf das nächste Abenteuer, dafür vergebe ich 4 Sterne.
 

 

Vielen Dank an Random House UK für die Bereitstellung des Rezensionsexemplars! 

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